Krankheiten und Schädlinge
Die Myrte kann prinzipiell von allen Krankheiten und Schädlingen befallen werden, die auch andere Pflanzen betreffen. Eine Reihe von Schädlingen kommt allerdings verstärkt in geschlossenen Räumen vor, sodass ein Aufstellen während der frostfreien Zeit im Freien schon eine gewisse Abhilfe schaffen kann. Außerdem ist die Myrte für einige Schädlinge stärker und für andere weniger stark empfänglich als andere Pflanzen. Im folgenden sollen die wichtigsten Schädlinge und Krankheiten beschrieben und Möglichkeiten der Bekämpfung aufgezeigt werden. Die Empfindlichkeit der Myrte gegenüber den jeweiligen Schädlingen bzw. Krankheiten ist gekennzeichnet durch: (+) selten, (++) gelegentlich und (+++) häufiger auftretend.
Tierische Schädlinge
Schildläuse (+++): Es handelt sich um Insekten, die nur im jungen Stadium beweglich sind, später unter einem Schild verborgen an einem festen Platz sitzen und die Pflanze durch Aussaugen des Saftes schädigen. Die Schäden werden noch dadurch verstärkt, dass die Pflanze anstelle ihres Saftes eine chemische Substanz absorbieren muss, die im Speichel der Schildlaus enthalten ist, auf die sie mit der Produktion von Zucker reagiert, was wiederum die Entwicklung von Pilzen fördert. Die Anzeichen für den Befall mit Schildläusen sind bräunliche pockenartige Erhebungen auf der Blattunterseite oder an den Trieben. Als Bekämpfungsmaßnahme empfiehlt sich bei geringem Befall das mechanische Entfernen der Tiere, indem sie mit einem Holzstäbchen abgeschabt werden. Bei verstärktem Auftreten wirkt eine 5-prozentige Spirituslösung oder eine Schmierseifenlösung (20 g je Liter Wasser), in die die Pflanze mehrmals kopfüber getaucht wird. Vorsicht: Es darf keine Lösung in die Erde gelangen! Das Wasser sollte eine Temperatur von ca. 30° C haben. Diese Prozedur ist noch zwei- bis dreimal in Abständen von 2 - 3 Tagen zu wiederholen. Eine weitere Möglichkeit ist die Anwendung eines systemisch wirkenden Mittels, das auf die Erde gegossen wird. Der Wirkstoff wird mit den Wurzeln aufgenommen und über die gesamte Pflanze verteilt.
Mottenschildlaus (Weiße Fliege) (+++): Diese Verwandten der Blatt- und Schildläuse sehen äußerlich winzigen weißen Motten ähnlich. Die Tiere haben 4 weiße Flügel, sind etwa 2 mm lang und am Körper mit weißen Wachsausscheidungen bedeckt. Sie schädigen durch Saugen an der Unterseite der Blätter. Die schildlausähnlichen gelblich-grünen Larven sondern große Mengen Honigtau ab, auf dem sich Rußtaupilze ansiedeln können. Trockene Wärme fördert das Auftreten. Die schnelle Generationsfolge macht die Bekämpfung schwierig, deshalb ist wiederholt in Abständen von 4 - 5 Tagen mit entsprechenden Mitteln zu spritzen. Diese müssen als Mittel gegen die Weiße Fliege ausgewiesen sein. Ihnen ist eine Haftsubstanz beigemischt, ohne die das Mittel von den Wachsausscheidungen der Tiere abperlen würde. Gegen die erwachsenen Fliegen hilft als ergänzende Maßnahme das Aufhängen oder -stellen von Gelbtafeln. Eine rechtzeitige Erkennung ist bei der Weißen Fliege besonders wichtig. Deshalb sollten die Pflanzen regelmäßig untersucht werden, was natürlich auch für alle anderen Schädlinge gilt.
Thripse (Blasenfüße) (++): Die Insekten sind 1 - 2 mm lang, jung weißlich, später dunkelbraun bis schwarz. Sie saugen an der Blattunterseite, wo silberne Streifen entstehen, die dann zu großen Flecken zusammenfließen. Thripse lieben eine warme, trockene Umgebung. Ein regelmäßiges Übersprühen wirkt vorbeugend. Bekämpft können Thripse durch spritzen mit Weißöl (Promanal) oder durch Gießen mit einem systemisch wirkenden Mittel (z.B. Systemschutz D).
Trauermücken (+): Die 3 - 4 mm langen Larven sehen glasig aus und haben einen dunklen Kopf. Sie fressen an den Wurzeln von Jungpflanzen, Sämlingen und Stecklingen. Die kleinen Mücken (die selbst keinen Schaden anrichten) bekämpft man in Räumen mit Gelbtafeln, gegen die Larven gießt man z.B. mit Ekamet.
Spinnmilben (Rote Spinne) (++): An der Blattunterseite sowie den Blattachseln befinden sich feine Gespinste, die im Gegenlicht gut zu erkennen sind. Darin sitzen in großer Zahl die roten bis bräunlich-gelben etwa 0,5 mm großen Milben. Bei fortschreitendem Befall werden die Blätter gelb und fallen ab. Lufttrockenheit und Zugluft begünstigen die Ausbreitung, die sehr rasch erfolgen und auf andere Pflanzen übergreifen kann. Die Bekämpfung erfolgt wie bei der Weißen Fliege. Gegen Spinnmilben können aber auch biologische Mittel eingesetzt werden. Eine frühzeitige Erkennung kann die schlimmsten Schäden verhindern.
Wollläuse (+): Die Wollläuse haben keine festen Schilde, zeichnen sich aber durch Wachsausscheidungen aus und können wie ein weißer Flaum in den Blattachseln auftreten. oft siedeln sie sich auch an schlecht vernarbten Schnittstellen an. Bei Massenauftreten finden sich die Kolonien auch an der Blattunterseite. Die Bekämpfung erfolgt wie bei den Schildläusen.
Wurzelläuse (+): Sie werden vornehmlich beim Umpflanzen entdeckt, aber auch stockendes Wachstum und gelb werdende Blätter können auf einen Befall hinweisen. Die weißen Läuse bevölkern den Wurzelballen und sind meist mit weißen Wachsfäden bedeckt. Sie können besonders bei trockenem warmem Stand auftreten. Werden sie beim Umpflanzen entdeckt, empfiehlt es sich, den Wurzelballen in eine Insektizidlösung zu tauchen. Um sicher zu gehen, dass alle Schädlinge vernichtet sind, sollte nach dem Umpflanzen zweimal im Abstand von 14 Tagen ein Insektizid gegossen werden.
Nematoden (+): Nematoden, auch Älchen oder Fadenwürmer genannt, verursachen an den Wurzeln warzenartige Anschwellungen. Die Pflanze wird dann schlaff und stockt im Wachstum. Man behandelt die befallenen Pflanzen am besten beim Umtopfen im Frühling. Mit einem scharfen Messer werden die kranken Wurzelteile entfernt und die Umgebung der Schnittwunden mit einem Fungizid eingesprüht. Nach dem Umpflanzen behandelt man die Bäumchen noch ein bis zwei Monate weiter mit dem Fungizid.
Springschwänze (++): Diese winzigen, flügellosen Insekten sitzen häufig zwischen Schale und Untersetzer oder (bei zu feuchtem Substrat) auf der Erdoberfläche. Bei Berührung springen sie fort. Sie verursachen nur geringen Schaden durch Wurzelfraß, meist nur bei massenhaftem Auftreten, da sie sich sonst von abgestorbenen Pflanzenteilen ernähren. Zur Vorbeugung sind die Schalen sauber und außen trocken zu halten. Das Ausstreuen von Tabak (nur wenig) oder das Tauchen der Töpfe für ca. 1 Stunde vertreibt die Tiere.
Eine weitere Bekämpfungsmaßnahme, die gegen verschiedene tierische Schädlinge hilft, wurde von Johannes Gritsch vorgeschlagen:
"Schädlinge an der Pflanze, die nicht verkapselt sind, lassen sich leicht mit einem Elektroverdampfer (österr. "Gelsenstecker") bekämpfen: Eine passende Plastiktüte über die Pflanze stülpen, den Elektroverdampfer mit Verlängerungskabel hinein verlegen, 24h warten - fertig. Funktioniert bei der roten Spinne, Thripsen und Blattläusen perfekt. Man muss nur darauf achten, dass die Patronen mit dem Wirkstoff frisch sind, sie altern meiner Erfahrung nach und sind nach ca 1 Jahr ziemlich wirkungslos, besonders wenn sie mit Pyrethrum versehen sind. Da sich das Pyrethrum bei Tageslicht schnell zersetzt, ist ein dunkler Sack besser - und nach kurzer Zeit ist es auch wieder rückstandslos weg, was auch gut ist. Ich will nicht dauerhaft Insektizide im Zimmer haben."
Pilzerkrankungen
Wurzelfäule (++): Gelbbraun verfärbte Blätter oder das Abfallen derselben sind ein wichtiges Symptom von Wurzelkrankheiten. Zunächst werden der feste Stand im Gefäß, der Zustand der Erde (Feuchtigkeit und Konsistenz) und die Abzugslöcher überprüft. Ist der Stand nicht fest, die Erde nass und verschlämmt oder sind die Abzugslöcher verstopft, so handelt es sich meist um Wurzelfäule. Es empfiehlt sich sofortiges Umpflanzen in frische Erde unter Beachtung einer guten Drainage am Gefäßboden. Vor dem Einpflanzen werden alle faulenden Wurzeln entfernt und der gesamte Wurzelbereich mit einem Fungizid eingesprüht. Die Weiterbehandlung erfolgt wie bei frisch umgetopften Pflanzen. Das beste Mittel gegen Wurzelfäule ist natürlich, dass die Pflanze ideale Bedingungen hat und eine gute Drainage vorhanden ist.
Grauschimmel (+): Dieser Pilz tritt oft bei der Stecklingsvermehrung auf. Sehr hohe Luftfeuchtigkeit bei geringer Luftbewegung fördert den Befall, der sowohl Blätter und Blüten als auch die krautigen Stengel der Pflanze erfasst. Der Pilz dringt in das Gewebe, das bei Stecklingen zusätzlich geschwächt ist, ein und zerstört es. Es entstehen anfangs faulig-braune Stellen, die später von weißgrauem Schimmelrasen überzogen werden. Die befallenen Stecklinge sind sofort zu vernichten. Um eine weitere Ausbreitung des Pilzes zu verhindern, sollte regelmäßig gelüftet und für Luftbewegung gesorgt werden. Als Vorbeugung bei Myrten empfiehlt sich die Stecklingsvermehrung in Wasser (siehe Vermehrung). Grauschimmel kann zwar auch bei frisch eingetopften bewurzelten Stecklingen auftreten, ist jedoch bei genügender Belüftung sehr selten.
Echter Mehltau (+): Überwiegend an der Oberseite der Blätter, bei starkem Befall auch an der Unterseite und an den Stengeln, auftretender weißlicher, mehlartiger Belag, den man abwischen kann. Er verursacht Wachstumsstörungen und Verkümmerung der Blätter, bei starkem Befall sogar ihr Absterben. Mehrmalige Spritzungen mit einem Fungizid töten den Pilz ab, der bevorzugt bei Überdüngung mit Stickstoff auftritt.
Falscher Mehltau (+): Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann sich an der Unterseite der Blätter ein Schimmelrasen bilden, wobei an den befallenen Stellen an der Blattoberseite fahlgelbe Stellen sichtbar werden. Die Bekämpfung erfolgt mit einem Fungizid oder Kupferpräparat.
Rußtau (++): Unter dieser Bezeichnung versteht man eine Ansammlung von Pilzen, die sich auf dem Stamm, dem Blättern und Zweigen entwickeln und wie ein rußiges Pulver oder eine schwarze, bröckelige Kruste aussehen. Es handelt sich um Pilze, die außen auf den Pflanzen leben und an ihrer Oberfläche haften. Sie ernähren sich von den zuckerhaltigen Substanzen, die Pflanzen produzieren, die von Schädlingen befallen sind. Hohe Luftfeuchtigkeit und geringer Luftaustausch fördert den Befall. Als Bekämpfung empfiehlt sich ein Fungizid. Besser ist jedoch die Vorbeugung, d.h. die rechtzeitige Bekämpfung oder Vermeidung von tierischen Schädlingen wie Schild-, Blatt- und Mottenschildlaus.
Sonstige Krankheiten
Chlorose (+): Hierbei handelt es sich um fehlende Bildung oder Zerstörung von Chlorophyll. Die Blätter bleichen oder werden gelb (die Blattadern bleiben grün), vertrocknen und fallen ab. Die Ursachen müssen in der Zusammensetzung der Erde gesucht werden. Chlorose ist also eine Mangelerscheinung und tritt besonders dort auf, wo der Erde Eisen fehlt oder wenn sie stark kalkhaltig und das Eisen nicht mehr pflanzenverfügbar ist. Abhilfe schafft die Zugabe von Eisendünger in das Gießwasser.
Virosen (+): Die Krankheitserreger sind in diesem Fall Viren, die z.T. äußerst ansteckend sind und sich mit großer Geschwindigkeit vermehren. Die Symptome beschränken sich manchmal auf die Bildung von Streifen, die man auch bewusst als Schmuckelement einsetzt. Die Pflanzen können aber auch stark geschädigt werden. Dies äußert sich u.a. in Verformungen, Nekrosen oder verminderter Blüte. Die häufigsten Überträger sind tierische Schädlinge wie Blattläuse, aber die Krankheit kann auch durch zufällige Berührungen von einer Pflanze auf die andere übertragen werden, z.B. durch infizierte Geräte, durch Samen oder durch das Veredeln. Man kann diese Krankheiten nur vorbeugend bekämpfen, indem man die kranken Pflanzen vernichtet und Schädlinge rechtzeitig bekämpft.
Ameisen und Regenwürmer sind im engeren Sinne keine Schädlinge, können aber durch Aushöhlen des Wurzelballens der Pflanze schaden. Zur Vorbeugung sollte man, bei Aufstellung im Freien, den direkten Kontakt der Schalen zum Erdboden vermeiden. Ist es doch einmal zum Befall gekommen, hilft ein mehrstündiges Tauchen des gesamten Wurzelballens die Tiere zu vertreiben.
Unklare Ursachen: Von Zeit zu Zeit treten an den Myrten spontane Blattverformungen auf (siehe Foto), die auf keine der oben genannten Ursachen zurückzuführen sind. Dies geschieht fast immer an den neu erscheinenden Blättern. Beim Weiterwachsen des betroffenen Zweiges können sich auch wieder normal geformte Blätter entwickeln. Die genaue Ursache für diesen Effekt ist bisher unbekannt. Möglicherweise resultieren die Deformationen aus ungleichmäßig geöffneten Blattknospen.
Ebenfalls nicht vollständig geklärt ist, warum sich in seltenen Fällen an einem Zweig wechselständig angeordnete Blätter bilden (siehe Pfeile), wobei Myrtenblätter normalerweise immer kreuzgegenständig wachsen.
Weiterführende Informationen:
- Zitrusbockkäfer aus Asien breitet sich aus
- Rindengallen an Myrtus communis
- Problem Rindenablösung
- Mutation der Myrte?
- Blattflecken