Die Myrte ist seit Alters her bekannt. Schon Adam soll bei der Vertreibung aus dem Paradies einen Myrtenzweig zur Erinnerung mitgenommen haben. Die Griechen und Römer schmückten die jungfräuliche Braut mit einem Myrtenkranz. Diese Tradition hat sich teilweise bis heute erhalten. Daher auch der Name Brautmyrte. Bei den Griechen war sie der Göttin der Schönheit und Liebe, Aphrodite, geweiht. Die griechische Mythologie stellt die Göttin Venus dar, wie sie mit einem Myrtenzweig in der Hand aus dem Meer steigt. Aus dem Krieg heimkehrende römische Generale trugen einen Myrtenkranz. Die Römer schmückten die Tempel mit Girlanden aus Myrten und parfümierten mit ihrem Duft die Hallen, in denen sie Feste feierten.
Auch in der Bibel wird die Myrte an mehreren Stellen erwähnt:
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Jesaja (55, 13): "Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln. ..."
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Jesaja (41,19): "Ich will in der Wüste wachsen lassen Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume; ..."
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Sacharja (1, 8): "Ich sah in dieser Nacht, und siehe, ein Mann saß auf einem roten Pferde und er hielt zwischen den Myrten im Talgrund, ..."
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Nehemia (8,15): "Da ließen sie es kundtun und ausrufen in allen ihren Städten und in Jerusalem und sagen: Geht hinaus auf die Berge und holt Ölzweige, Balsamzweige, Myrtenzweige, ..."
Im Altertum symbolisierte die Myrte in den Ländern des Mittleren Ostens Frieden. Eine alte Legende der Araber besagt, dass die Myrte wegen ihres Duftes aus dem Paradies stammt. Außerdem wurde sie im Mittelalter als Heilpflanze verwendet, zum Beispiel bei Katarrhen der Atemwege. Myrtenzweige wurden in großen Bündeln auf den Marktplätzen verkauft. Man schmückte damit die Mäntel und parfümierte die Schlafräume.
In Deutschland findet die Myrte erstmals 1583 als Brautschmuck bei einer Hochzeit der Fugger in Augsburg Verwendung. Seit dem späten 17. Jahrhundert waren die Myrten als Zimmerpflanzen verbreitet und eine der am häufigsten anzutreffenden Pflanzen in den bürgerlichen Stuben. Im 17. und 18. Jahrhundert gab es in England kaum eine Lady, die kein Myrtenbäumchen besaß. Später, ab dem Zeitalter der Zentralheizung mit den hohen Temperaturen und der trockenen Luft, verschwanden diese reizvollen Bäumchen mehr und mehr, da sie bei diesen Bedingungen nicht sehr lange am Leben blieben. Andere Modepflanzen trugen ebenfalls zur Verdrängung der Myrte als Zimmerpflanze bei. Erst jetzt, mit dem sparsameren Heizen und dem Wiederentdecken der kühleren Wintergärten, kommt sie wieder mehr in Mode.
Der Legende nach war die Myrte die heilige Pflanze der Aphrodite. Phaidra (Gattin des Theseus und Schwester der Ariadne) durchlöcherte aus Zorn über den Tod ihres Stiefsohns Hippolytos die Blätter der heiligen Myrte. Hält man Myrtenblätter gegen das Licht, kann man noch heute die winzigen Löcher erkennen.
Im jüdischen Glauben wurde sie zu einem Symbol für Unsterblichkeit. Dort gehört sie, neben den Zweigen einer Zitrusfrucht, einer Dattelpalme und einer Bachweide, zu den vier Arten, die im Feststrauß für das Laubhüttenfest zusammengebunden werden.
Die wohl älteste Erwähnung findet die Myrte im babylonischen Gilgamesch-Epos (etwa 2100 - 600 v.Chr.).
Auf der fünften Tafel heißt es:
"Ich will für dich bewachen Myrte, Zeder und Zypresse,
die hohen, hochgewachsenen Bäume, den Stolz deines Palastes!"
und auf der elften Tafel:
"... und stellte sieben und sieben Opfertrankflaschen auf.
Ihnen zu Füßen schüttete ich Rohr, Zeder und Myrte hin." [27]